Vereinsgeschichte

Vereinsgeschichte

Das Gründungsjahr 1911

war ein sehr trockenes Jahr, anhaltend 35 Grad im Schatten. Gras, Heu und Futtermittel waren knapp; die Folgen waren Missernte und Lebensmittelmangel.

Gründungsmitglieder

Am 5. März 1911 versammelten sich 32 Bauern, Handwerker und Kaufleute aus Endorf, Mauerkirchen und Antwort im Gasthof Mehri, heute Endorfer Hof, und gründeten einen Obstbauverein. 9 Gründungsmitglieder unter anderem auch Geistlicher‐Rat Pfarrer Rappolder, Bürgermeister Voggenauer (Bild liegt leider nicht vor), 1. Vorstand wurde Max Guggemoos, Hammerwerkbesitzer in Antwort, (ist früh verstorben, auch von ihm ist kein Bild auffindbar). 2. Vorstand wurde Franz Kroiss aus Endorf.
Die erste Kelterei im ganzen Bezirksamtsbereich Rosenheim errichtete der Verein im Haus des Bauern Unterseer an der Bahnhofstraße.


Endorf  2. Hälfte des 19. Jahrhunderts

Erster Weltkrieg

Der war ein großer Einschnitt für den jungen Verein, viele aktive Männer waren im Kriegsdienst. Vorher war die Selbstversorgung der Familien der Anbauzweck, aber selbst in den Jahren von 1914 bis 1918 wurde geerntet und Obst gesammelt. Gelagert wurde es im Obergeschoß des Gasthauses zur Post und im  Ströbingerkeller und verkauft  wurde es zur Versorgung der Soldaten und der Stadtbevölkerung. 1915 hatten die Vereinsfrauen „511 Gläser“ eingemachtes (konserviertes) Obst für die verwundeten Soldaten in den Lazaretten   zur Verfügung gestellt.

Von vormals  64 Mitgliedern waren es nach Ende des Krieges noch 38, dies vermerkte der   damalige Schriftführer August  Vogel. Man ließ sich von der vergangenen Notzeit nicht  entmutigen. 50 junge Bäume aus einer Sammelbestellung wurden gepflanzt und der  Obstbau entwickelte sich in den Folgejahren zu einem bescheidenen Nebenerwerbszweig.   Der erste Baumwart war der junge Kaspar Unterseer, der durch ein Stipendium des Vereins   in Landshut seine Ausbildung erfuhr. Stolz schickte man 1928 zu einer Obstausstellung und  Prämierung beim Oktoberfest München vier Kisten Qualitätsobst.

Blütezeit der Obsterzeugung.

Mitte der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts, erlebte der Obstbau eine erfolgreiche Periode. So wurden 1931 367 Zentner und 1933 450 Zentner gemeinschaftlich durch den Verein verkauft,  ja sogar 1935 ein Waggon beladen und verschickt. Und wieder wurden über eine Sammelbestellung 500 Bäume bezogen und gepflanzt. Die Mitgliederzahl ist in dieser Zeit auf 105 angewachsen. Die vereinseigene Kelterei produzierte innerhalb eines Jahres 600 Hektoliter Most. Die fachliche Beratung leistete Herr Westermeier vom Bezirksamt Rosenheim als staatliche Aufgabe, auch für alle Nachbarvereine.

1935 steht zum ersten Mal eine Ortsverschönerungsaktion im  Protokollbuch. Endorf  sollte für die Sommergäste dieser Zeit schöner werden, also begrünt und mit Blumen bepflanzt werden. Ein Rest davon ist heute noch die bepflanzte Böschung vor der ehemaligen Baywa Lagerhalle an der Bahnhofstrasse.

Die Regierung greift  ein!

Die Gleichschaltung (so der amtliche Fachausdruck) der Hitler – Regierung 1933, war bald danach auch in Endorf zu spüren, denn der amtierende  Vorstand Lechner wurde auf amtliche Anordnung, abgesetzt und der wohl politisch genehme Lehrer Bach ohne Wahl vorgesetzt. Jener verließ aber später Endorf und deshalb übernahm Josef Schwaiger durch Neuwahl die Vorstandsaufgaben. Am 21. Februar 1937 – es  war die letzte Eintragung – wurde offensichtlich auch unser Verein, wie viele andere unpolitische Vereine, auf Regierungsanordnung aufgelöst, weil der falsche Verdacht bestand es könnten sich Verschwörergruppen bilden.

1947 Wiederbelebung

Es war der 13. März, wieder ein klimatisch sehr trockenes Hungerjahr, als man im Gasthaus Münchner Kindl eine Fortsetzung der Vereinstätigkeit wagte, diesmal mit dem Vorsitzenden  Kaspar Unterseer  und mit Unterstützung des Kreisfachberaters Westermeier. Jedes Mitglied erhielt von der staatlichen Wirtschaftsverwaltung einen halben Zentner Dünger zugeteilt, was freudig begrüßt wurde, weil Dünger zu dieser Zeit ein Mangelprodukt war, es war ja noch die Zeit der Lebensmittelmarken und der antragspflichtigen Bezugscheine für Kleidung, Schuhe und andere Bedarfsartikel. Obst und eigenes Gemüse war gefragt und geschätzt für die Ernährung der Familie. Mit  Einführung  der D-Mark am 20.Juni 1948 verbesserte sich die Ernährungslage, die Beratung im Verein erweiterte  sich  auch auf  den  Blumengarten. Daraus ist ab 1956 der „Balkonschmuckwettbewerb“ entstanden und zur  Ergänzung Aktionen und Wettbewerbe für Wandbegrünung, den schönsten Hofbaum und Feldkreuzbepflanzung.

Grießl  Mauerkirchen  Kreissieger 1988 und 1995

Das alles war und ist ein Anliegen der Ortsverschönerung, denn zweimal beteiligte sich  Endorf durch aktive Vorarbeit unseres Vereins am Kreiswettbewerb „Unser Dorf soll schöner  werden“.  Für die Mitgliederfrauen und weitere Blumenfreunde wurde 1975 mit einem   großen Blumenangebot ein Blumensteck- und Dekorationskurs von zwei Floristinnen mit   sechzig Teilnehmerinnen durchgeführt.

Ein Kind –  ein Baum

Vorstand von 1956  bis 1972 war Josef  Meier,  ihm folgte bis 2000 Konrad Schwaiger als  Vorsitzender. Damit in den Gärten wieder mehr junge  Bäume nachwachsen, wurde 1982 beschlossen: jeder Mitgliederfamilie zur Geburt eines Kindes einen Baum nach eigener  Wahl zu stiften. Damit sollte auch der junge Mensch einen Bezug zu diesem Baum  entwickeln.

Ausstellung  1991

Zu seinen 75. und 80. Jubiläen präsentierte der Verein umfangreiche Obstausstellungen aus Mitgliedergärten mit Sortenbezeichnungen im Münchner Kindl und im Pfarrsaal. Je ein Festabend mit Ehrungen, Gesangs- und Musikdarbietungen war diesen Jubiläen angeschlossen.

1997 trat der aus Amerika eingeschleppte „Feuerbrand“ an Obstbäumen (Apfel, Birne, Quitte) in unserem Landkreis und 2000 auch in unserem Vereinsgebiet in Erscheinung. Nachdem diese Baumkrankheit radikale Folgen hat und meldepflichtig ist, galt es, sich diesem Problem zu stellen und fachkundig zu machen. Konrad Schwaiger übernahm diese Aufgabe.

Der Lindenbaum

Zur bleibenden Erinnerung an die Jahrtausendwende pflanzte unser Verein am Kirchplatz unter öffentlicher Beteiligung und mit vielen Kindern, die das Alter des Baumes zu erraten hatten und dafür mit Preisen belohnt wurden, einen achtzehnjährigen Lindenbaum. In den jährlichen Frühjahrs- oder Herbstversammlungen wurde durch Fachleute ein umfangreicher Themenkreis behandelt damit die Mitglieder Anregungen zur praktischen Anwendung im eigenen Garten- und Lebensbereich bekamen. Jährlich werden Obstbaumsammelbestellungen mit Beratung angeboten.

Am 4. April 2001 übernahm Siegfried Hein die Aufgabe des 1. Vorsitzenden.

Jedes Frühjahr wird ein Baumschneidekurs unter Anleitung eines Fachmannes durchgeführt. Um auch Kinder für den Garten zu interessieren, gibt es einen Kürbis- und gab es einen Kartoffelwettbewerb, die  Teilnahme  am  Ferienprogramm  der  Grundschule,  Mithilfe  bei   der  Gestaltung von Blumenbeeten im Schulhof mit Rita Aiblinger und Monika Barthruff,  einen öffentlichen Beitrag zur Ortsverschönerung 2009 bei der Anlage des Verkehrskreisels an der Wasserburger Straße und dessen laufende Pflege.

Ein Verein mit diesen Aufgaben soll innerhalb einer Gemeinde  Spuren hinterlassen, dann hat er seine Berechtigung auch in  Zukunft !

(Aus der Festschrift zum 100. Vereinsjubiläum)


Unsere bisherigen Vereinsvorstände:

Josef Schwaiger 1935‐1937

Josef Meier 1956‐1972

Konrad Schwaiger 1972‐2000

Siegfried Hein 2001-2015

Tatjana Kunkel 2015-2019

Verena Hübner 2020-heute